Nach wie vor hinkt die deutsche Wirtschaft in der Digitalisierung hinterher. Und das hat nichts mit den aktuellen Krisen zu tun. Insbesondere bei mittelständischen und/oder inhabergeführten Unternehmen ist das auffällig. Warum das so ist? Darüber kann man nur spekulieren. Nach unserer Erfahrung liegt das Problem darin, dass Digitalisierung für viele Entscheider immer noch nur ein Begriff ist. Ein nicht eindeutig spezifizierter Begriff, dessen Bedeutung für den eigenen Betrieb nur schwer zu greifen ist.

Die Frage ist, was Unternehmer und Führungskräfte benötigen, um eine Idee (oder Vision) zu entwickeln, Ihr Unternehmen so zu digitalisieren, dass sie von den damit einhergehenden Mehrwerten, Prozessgewinnen und Effizienzsteigerungen profitieren können? Wie wird aus dem vagen Begriff “Digitalisierung” die konkrete Lösung für ein spezifisches Unternehmen?

Vor der Lösung steht die Erkenntnis, den „Status Quo“ richtig einzuordnen und daraus Schlüsse ziehen zu können. Getreu unserem Motto: “Digitalisierung ist einfach” haben wir uns gefragt, ob wir Entscheidern etwas Pragmatisches an die Hand geben können, um sich den individuellen Möglichkeiten, die die Digitalisierung für ihr Unternehmen bereithält, zu nähern. Das Ganze sollte natürlich funktionieren ohne über tiefe Kenntnisse der Materie zu verfügen.

Wir haben gesucht und sind im “Werkzeugkasten” der Psychologie fündig geworden. Dort gibt es eine Methode, die Fachleute “Die Wunderübung” nennen. Mit dieser Übung ist es möglich, in wenigen, einfachen Schritten eine Lösung zu sehen, ohne das Problem tiefgründig analysieren zu müssen. Auf die Digitalisierungsthematik angewandt könnte das wie folgt aussehen:

Schritt 1 | Stellen Sie sich vor, es geschieht ein Wunder über Nacht. Sie betreten am Morgen das Büro und Ihr Unternehmen hat sich über Nacht digital verändert. Alles ist jetzt so, wie sie es sich immer gewünscht haben. Woran würden Sie es merken? Was macht das Wunder in Ihrer Vorstellung aus?

Beispiel: Sie merken, dass sich etwas in Ihrem Betrieb verändert hat, weil Sie morgens niemanden mehr nach den aktuellen Vertriebs- oder Produktionszahlen fragen müssen, sondern sie diese – noch während dem Frühstück – auf Ihrem Mobiltelefon ansehen können.
Oder: Der Angebotsstau im Vertriebsinnendienst ist aufgelöst, obwohl die zusätzlichen drei Stellen noch gar nicht besetzt wurden.
Oder: Das Marketing kann exakt belegen, wie viele Geschäftsabschlüsse durch Kampagnen oder Events initiiert wurden und welche Kosten dabei entstanden sind.

Es gibt mit Sicherheit in jedem Unternehmen solche Beispiele. Orientiert man sich an den „Painpoints“ oder an Prozessen, die schon immer intransparent oder nebulös waren, ist man garantiert auf der richtigen Spur.

Schritt 2 | Versuchen Sie so spezifisch und detailliert wie möglich zu benennen, was sich alles verändert hat. Differenzieren Sie dabei zwischen dem, was anders ist und dem, was jetzt scheinbar anders gemacht wird. Skizzieren Sie Ihre Vorstellungen möglichst im Detail.

Beispiel: Sie erhalten für gewöhnlich die aktuellen Vertriebszahlen immer von Ihrem Verkaufsleiter per Mail in einer schön aufbereiteten Tabelle. Diese Email kommt mal früher, mal später. Manchmal müssen Sie auch erst anrufen, bevor diese zu Ihnen kommt. In Ihrer Vision haben Sie jedoch ein schön aufbereitetes Dashboard gesehen, in dem Sie munter klicken und alle Zahlen aus allen Blickwinkeln betrachten konnten. Auch Ihr Marketing ist eigentlich ein Costcenter, das nach dem 50:50 Prinzip von Henry Ford arbeitet.

Das alles hat noch nichts mit Digitalisierung zu tun – oder doch? Zu diesem Zeitpunkt der Wunder-Methodik ist das noch nicht relevant. Die Konzentration sollte auf der Veränderung liegen. Also auf dem „Was„, nicht auf dem „Wie“.

Schritt 3 | Differenzieren Sie zwischen den kleinen und den großen Dingen. Ihr “Wunder” zeigt Ihnen ganz genau, worum es Ihnen im Grunde geht. Sie kennen Ihr Business und Sie wissen sehr genau, welche Veränderungen Ihre Firma nicht nach vorne bringen würden. Nehmen Sie als abschließend die in Schritt 2 vorgenommene Detailbetrachtung zur Hand und überlegen Sie nach folgenden Gesichtspunkten:

  • Welche Bestandteile des Wunders können Sie bereits jetzt umsetzen?
  • Welche Bestandteile des Wunders beruhen auf Verhalten?
  • Welche Bestandteile des Wunders beruhen auf Prozessen?
  • Welche Bestandteile des Wunders beruhen auf Technik?
  • Wie spielen Verhalten, Prozesse und Technik zusammen?

Ist doch eigentlich ganz einfach, die „Wunder-Methode“. Nach circa 30 Minuten sollte sich zumindest ein erster Schritt in Sachen digitale Vision oder Agenda gemacht sein. Der Handlungsrahmen hat sich geklärt und auf die Fragestellung „Was hat Digitalisierung mit uns zu tun“ können sich Entscheider selbst erste Antworten geben.

Es würde uns freuen, wenn unsere Anregung Ihnen dabei hilft, ein wenig Licht ins digitale Dunkel zu bringen. Für weitere Konkretisierungen stehen wir gerne mit Rat und Tat bereit!

Beitrag von Christopher