Die Zeiten, in denen Softwareentscheidungen auf der Basis im „Standard“ verfügbarer Funktionalitäten getroffen wurden, sind weitgehend vorbei. Bei modernen Softwarelösungen, insbesondere bei Multi-Tenant-SaaS Lösungen, ist die Abfrage oder gar der Vergleich von Funktionen wenig zielführend. Es geht vielmehr darum, wie schnell und flexibel diese Lösungen an die individuellen Prozesse und Anforderungen von Unternehmen und Anwendern angepasst werden können.
Dabei gilt es zu unterscheiden, welcher architektonische Ansatz hierbei vom jeweiligen Anbieter verfolgt wird. Grundsätzlich kann zwischen Microservice basierten und sogenannten No Code/Low Code Ansätzen unterschieden werden.
Microservices sind nicht schlecht, aber…
Microservice Lösungen stellen in der Regel eine umfangreiche Funktionsbibliothek in einem Framework bereit. Diese granularen „Funktionsschnipsel“ können durch Programmierung zu einer den Anforderungen entsprechenden Anwendung entwickelt werden. Fehlen Funktionen in der Bibliothek, können diese hinzucodiert werden. Diese hohe Flexibilität, die z.B. bei modernen eCommerceplattformen zu finden ist, hat allerdings nennenswerte Nachteile: Zum einen sind für die Implementierung individueller Anforderungen ausgeprägte IT-/Programmierskills und -kapazitäten erforderlich, die im digitalen Zeitalter ein rares Gut sind. Zum zweiten benötigt auch eine Anwendung, die aus Microservices „zusammenprogrammiert“ wird, entsprechende Aufwände und damit verbunden Kosten und Zeit. Ist die Anwendung dann individuell implementiert, bringt sie eine gewisse Starrheit gegenüber schnellen Anpassungen oder Erweiterungen mit, wenn sich z.B. Prozesse, Anforderungen oder ganze Geschäftsmodelle ändern.
Schnell und Flexibel mit No Code/Low Code
Anders dagegen der No Code/Low Code Ansatz. Diesen kann man sich vorstellen wie einen Systembaukasten, in dem allerlei Funktionsbausteine enthalten sind. Im Gegensatz zum Miroservice Ansatz ist aber keine Programmierung notwendig, um die „Steine“ miteinander zu einer individuellen Lösung zu verbinden. Die Implementierung erfolgt einzig auf der Basis von Konfiguration, d.h. über eine Administratorenansicht der Plattform können die gewünschten Funktionalitäten mittels Auswahl per Drag&Drop zusammengefügt werden. Programmierskills sind hierzu nicht erforderlich. Menschen mit Business-/Prozessverständnis und einer gewissen digitalen Affinität sind nach entsprechender Qualifizierung schnell in der Lage, Businessanforderungen umzusetzen.
No Code/Low Code Ansätze entlasten in hohem Maß die IT-Ressourcen eines Unternehmens und verlagern Implementierungstätigkeiten hin zur Business- und Fachseite. Mit weitreichenden Vorteilen: Implementierungsaufwände und Zeiten sinken signifikant gegenüber Ansätzen, in denen Programmierung notwendig ist. Vor allem aber sind Erweiterungen und/oder Änderungen quasi aus dem Stand durch qualifizierte Mitarbeiter aus dem Businessbereich zu bewerkstelligen. Dies schaffen die Flexibilität und Umsetzungsgeschwindigkeit, die bei der Dynamik der Märkte ein entscheidender Vorteil sein kann.
Funktionen waren gestern, nachhaltige Entscheidungen folgen anderen Kriterien
Wer also vor der Auswahl oder Entscheidung für eine digitalen Lösung steht, sollte den Fokus nicht auf „Standardfunktionen“ richten, sondern die Architektur und Implementierungsmethodik ins Zentrum der Entscheidung rücken. Es lohnt sich und schützt von kostspieligen und wenig nachhaltigen Fehlentscheidungen.